Freitag, 3. Juli 2009

Hast Du etwas Zeit für mich...

…dann singe ich ein Lied für dich…Oh määän, habe mich ja bisher erfolgreich wehren können gegen die Verwendung dieses Liedes im Fremdsprachenerwerb bzw. -unterricht, aber heute hab ich nachgegeben. War auch gar nicht so schlimm, vielleicht konnten wir damit ja ein paar Kids davon überzeugen, dass Deutsch cool ist, damit sie es dann Französisch oder den anderen Feindessprachen auf dem Fremdsprachenmarkt an den Schulen vorziehen.

Ja, WIR. Habe doch glatt mal zwei Mädels aus der 13. Klasse mit an die Intermediate School genommen, an der ich Deutsch „promote“, denn ich hatte ja schon erwähnt, dass die Zahlen äußerst alarmierend sind und ich mich deshalb der Mission verschrieben hab, die Werbetrommel zu rühren. Heute also waren dann Jane und Helen mit und haben die Massen unterhalten – ja, normalerweise mein Job, aber ich hab auf magische Weise meine Stimme verloren, dazu komme ich später noch, und da war mir das ganz recht. Ist doch auch viel cooler, wenn zwei uniformierte Mädels von den „Großen“ (so nennt man doch immer die Klassen über einem, oder? Die, die einen verprügeln wollen. Wisst Ihr noch?) von diesem coolen Land neben Russland und über Afrika erzählen, und von Berlin, das mal ein geteiltes Land war – ach DESHALB die Mauer, ach so!! Lach. Ehrlich, was’n Spaß!


Außerdem heute: mein letzter Schultag bei der Otago Girls’ High School, endlich wieder Zeit zum Bloggen jetzt. Grins. War doch echt schön hier, ist in der Tat vermissenswert. Noch schnell ein Zusatz zur ohnehin schon verwirrenden oder auch unzureichend existenten Struktur meines kleinen Aufsatzes hier: Was die bereits erwähnte Promotion der deutschen Sprache und Kultur angeht – das war im letzten Eintrag natürlich nur ein Vorwand um Gummibärchen abzusahnen, und einige von euch haben ganze Arbeit geleistet, ich bedanke mich für kiloweise elastische, anmutige, bunte, mannigfaltige kleine Zuckerteddys, -teufel und -schnuller, hach, ich hatte ja nicht mal Zeit, mir das Wintergewand auszuziehen…



























Ansonsten nix neues, eigentlich.




Tataaaa! War nur ein kleiner Scherz, um die Stimmung aufzulockern. Muss selber lachen jetzt, ich treffe manchmal doch meinen Humor. ALBERNER HELGE!!!

Ma guggn, ob mir noch was lustsches für Euch einfällt, bin ja schließlich gar ni mei Leser. Also, ich lief doch vor drei Wochen in die Jungenschule, das war noch VOR der Wintersonnenwende, die Wolken lungerten in einer einzigen fetten Schicht quasi direkt über meinem Kopf herum, sodass es auch NACH offiziellem Sonnenaufgang (Acht Uhr Elf) zu dunkel war, um ohne Straßenbeleuchtung klarzukommen, aber die war schon aus, man brüstet sich ja auch hier gerne mit Stromsparmaßnahmen, um die Erde vorm Umweltbankrott zu bewahren, sind wir mal ehrlich, es geht denen doch eh nur ums Geld (möchte passenderweise mal einwerfen, dass Umweltschutz so einfach ist und doch total Spaß macht. *kleinen pädagogischen Zeigefinger heb*).

Habe es aber zur Schule geschafft (kenne ja den Weg mittlerweile) und mir mühelos die Zeit vertrieben mit Gedanken über Ani DiFrancos Schöpferkraft. Wie empörend, in Dur zu singen, wenn die Band Moll spielt! Wie genial. Wie erhaben.

So erhaben, dass ich in Gedanken versunken mit gesenktem Kopf gehe, ZUM GLÜCK, denn genau das haben zu viele Hundebesitzer entweder nicht erwartet, oder sie haben einfach überhaupt GAR NICHT gedacht, als sie ihre Lieblinge in interessanten Formationen auf den Fußweg kacken ließen. Excuse my French. Nein, habe keine Fotos zu dem Thema.

Zurück zu einem anderen, dem Umweltschutz. Kleiner Exkurs nämlich in die Kiwi-Kultur, habe beschlossen, dass Ihr nicht genug wisst über die Idiosynkrasien dieses von mir bewohnten Landes. Es ist hier sauber. Wenn man wandern geht, so im Busch und auf weiter Flur, und man dann ein Stück Müll findet, ist man höchst erstaunt, aber zumindest überrascht, denn das ist hier selten. Wirklich brav und sehr erfreulich. (Kleingedruckt: In der Stadt ist diese Tatsache nicht schablonenhaft anwendbar, aber es gibt ja immer ein paar verrückte Touristen (die Deutschen sind am schlimmsten, glaub ich!), die ne Tüte dabei haben und dann mal schnell was einsammeln, denn in der Tonne sieht der Müll immer liebreizender aus.

Ja, ich habe auch wieder glorreiche Abenteuer erlebt, denn Ihr habt ja sicher schon bemerkt, dass ich mich dem Grenzen austesten („get out of my comfort zone, me!“) verschrieben hab. Nicht ohne Schutzmaßnahmen, allerdings, wie man hier sehen kann.


(v.l.: Laura, icke, Gastmum Alison)

Habe beim „Polar Plunge“ am 21. Juni offensichtlich meine Mütze (die übrigens auch in Neuseeland bei Schülern unglaublich gut ankommt, ich glaube, ich bin cool) und meinen Schal (der mittlerweile schon ein kleines Loch hat, was mach ich bloß??) anbehalten, denn ohne wäre mir das echt n bissl zu kalt gewesen (Echt, ey!). War sogar in den Nachrichten, von hinten rennend als Teil einer verrückt genugen (lach) Meute, die im Pazifik ein kleines Bad nimmt, ja, das ist was Besonderes, weil hier Winter ist, aber eigentlich auch nicht, wenn man so was wie ein Superheld ist…und ne Mütze aufhat.



Das Ganze ist eine alljährliche Tradition, der konnte ich mich natürlich nicht entziehen (Grenzenexpansion). Es ist eine verrückt scheinende Unternehmung für einen guten Zweck, die Teilnehmergebühr geht nämlich an den lokalen Surfverein, von dem ich auch Unterricht erteilt bekommen habe (Ihr erinnert Euch sicher an das Bild von mir in der Riesenwelle?). Mir war so warm, als ich aus dem Wasser kam, meine Extremitäten schmückte eine nie zuvor erreichte Röte (Lufttemperatur am Strand: 8 Grad, okay, nicht sooo beeindruckend jetzt).

(links neben mir springt Ann Schneider, Elsas Mitbewohnerin, die auch für jeden Quatsch zu haben ist, haben uns im Ozean getroffen und dann zusammen Wellen bezwungen)


(man sagt mir, Baywatch hätte mir auch gestanden...)

Die lauwarme Dusche, gefühlt mollig warm zunächst, wurde dann schnell richtig kalt, danach konnte ich nicht mal die Suppe halten, die mir und meinen tapferen Mitstreitern offeriert wurde. Naja, halten schon, aber nicht, ohne die Hälfte unfreiwillig zu verschütten. Dusche vom Feuerwehrmann war also ne ganz blöde Idee.



Hatte kurz vorm Losrennen Kelsey kennen gelernt, wir haben uns spontan verbündet, es dürfte einen überraschen, dass sie etwa 6 Jahre älter ist, als sie aussieht (meine Gasties dazu: „Whaaaaaat???). Das ist Kiwi-Freundlichkeit: „Machst Du auch den Polar Plunge? (Jahaa) Oh, cool, ich auch. Wollen wir zusammen rennen? (Okaaay) Cool!“. So einfach lernt man neue Leute kennen und hat sie 3 Minuten später an der Hand. Naja, man braucht schon eine Superheld-Aura, schätz ich.

Hier übrigens (kann es kaum fassen, das Euch so lange vorenthalten zu haben) der ein weiterer weiblicher Teil meiner Gastfamilie (links Jess), die mich auf wunderbare Weise angefeuert hat und mich außerdem hin- und zurückgefahren hat (ist weit bis zum Strand). Gastmami hat sogar meine Teilnahmegebühr bezahlt ($2). Breitgrins.



Vom kalten Strande kam ich her, ich muss Euch sagen, es weihnachtete sehr. In der Tat, um den Unzulänglichkeiten eines südhemisphärischen Weihnachtsfests entgegenzuwirken, feiert man hier frohlockend „Midwinter Christmas“. Sogar Subway hat grad ne Kampagne, und die Werbung im Fernsehen passt doch arg zu meinem Gemüt, das vom Wetter und der Temperatur herrührt („Wo sind die Weihnachtsbäume??“). Elsa war neulich auch bei einem Weihnachtsdinner. Wir finden das schon witzig, Weihnachten im Juni, aber können auch gut verstehen, dass man sich benachteiligt fühlt, wenn bei dem gesamten Weihnachts-Trara auf der ganzen Welt immer auf dem kalten Weiß rumgepocht wird und man hier nun mal beim besten Willen gegen Ende Dezember, auch mit roten Mützen und weißen Bommeln, nicht die Illusion erzeugen kann, dass es auch nur annähernd kalt wäre. Seufz. Teil der Festivitäten war das Laternenfest („Carnival“) auf dem Octagon, das ist der Stadtmittelpunkt (hier brennt der Baum, sozusagen):
































Oooooh, ich hab was ganz Wichtiges vergessen!!! Eines Tages, Mitte Juni, klopfte jemand früh aufgeregt an meine Zimmertür, „Conny, wake up, it’s SNOOOOW DAAAAY!“. Das hieß, dass ihre Gebete (kein Witz) erhört wurden und es so geschneit hat, dass die Schule für den Tag abgeblasen wurde (auch kein Witz), denn Dunedins steile Straßen würden den Weg zur Schule für die meisten zu gefährlich machen. So’n bissl wie Hitzefrei irgendwie, nur noch besser, weil GAR NIX SCHULE! Ich also, „Super, dann kann ich ja weiter schlafen…“ – „Nix da, wir machen jetzt Pancake-Frühstück“ – fand ich dann noch superer. So sah Dunedin an jenem und dem Tag danach aus:





























(Blick aus meinem Fenster)

Außerdem haben die grandiosen All Blacks (Neuseelands Rugby-Team) gegen Fronkraisch gespielt, Big Deal, vor allem für die kleine frongßößiesche Elsa, haben wir uns auch nicht entgehen lassen.

(v.l.: icke, Ann, Ben und Elsa)



























Was für ein Erlebnis, den Haka live zu sehen!!



(Der Haka ist der Kriegstanz der Maori, das sind die „Ureinwohner“ Neuseelands. Die All Blacks vollführen den Tanz vor jedem Spiel.)



Das für mich aber eigentlich beeindruckendste Erlebnis (ich würde gerne sagen, „das Leben verändernde“, aber wir wollen mal nicht übertreiben) muss ich auf den nächsten Eintrag verschieben, denn das braucht Platz…Kommt ganz bald. Ach so, das wird dann auch den Verlust meiner Stimme erklären, den ich schon mal ansprach heute.

Im gleichen Atemzug dann auch ein weiteres Ereignis, das mal wieder bewiesen hat, dass das physische Alter keine Rolle spielt, denn die glauben eh nur das, was sie sehen. So ein bisschen wie bei den „Ufos aus dem All“, die eigentlich 99 Luftballons waren…
kleiner Vorgeschmack:



Gruß nach up above aus (gerade noch so) Dunedin,

deGonnie



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- Aktuelles Wetter: 6 Grad (es ist Nacht), Regen, Südostwind (nass, kalt)
- Aktueller Soundtrack: „The Great New Zealand Song Book“
- Aktuelles Gedankenporridge: Wir müssen die Erde retten
- Aktuelle Obsession: Finde ein Obdach in Christchurch

- Zu hörendes Geräusch in diesem Moment: die Glotze (Familie sieht „The Bachelor“, reality show)

2 Kommentare:

  1. liebe conny,

    1. geile uniform

    2. geile strandperformance

    3. im aldi gibt es grad schwarz-rot-goldene gummibärchen von haribo. wenn du magst, kann ich dir noch welche für die werbetrommel in christchurch schicken ;-)

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  2. In der Fußball-Bundesliga scheint sich ja der Haka mittlerweile auch durchzusetzen. Bei Dortmund hab ich's letzte Saison das erste Mal gesehen, dieses Jahr will einer von den Aufsteigern das vor jedem Spiel machen, hab ich gelesen ...

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