Donnerstag, 9. Juli 2009

Magnesiumkohlentrioxid?

Ich hole Elsa 5.30 Uhr morgens ab, tiefschwarze Nacht, mal wieder, sieht so aus, als wäre meine Kindheitserinnerung (wir fahren an die Ostsee, fahren um 3 los, damit wir noch am selben Tag ankommen, war ja schließlich mit Trabi und wir waren zu fünft, ich finde das herrlich aufregend und liebe das jedes Jahr aufs Neue, so zeitig aufzustehen und dann im Auto gleich weiterzuschlafen, mit nem Daunenkissen unterm Kopf, und Vati fährt und zum Glück haben wir Schnitten mit und Äpfel, aber Sven macht sich mal wieder fett neben mir, warum muss ich immer in der Mitte sitzen???) wieder mal ein Beweis dafür, dass man als Erwachsener schwer das NICHT lieben kann, was man als Kind schon geliebt hat. Aber auch: esse mittlerweile gerne Zwiebeln und Spinat, ich stürze mich förmlich drauf, ergo: man lernt auch manches lieben, was man als Kind „gehasst“ hat.

Jedenfalls ist es ebenso aufregend, dieses Mal selbst am Steuerrad zu drehen und mich immer wieder von meiner Kopilotin versichern zu lassen, dass wir auf der richtigen Straßenseite fahren, aber was soll’s, um diese Uhrzeit, in dieser Jahreszeit, in diesem Teil des Landes (Central Otago) ist außer uns kein Schwein unterwegs, welche Rolle spielt es dann, welche Straßenseite wir mit den Scheinwerfern erhellen? Elsa schläft ein, Schnarchnase. Elsa, ne coucher pas (keine Ahnung, ob das „don’t sleep“ heißt, ich versuch’s trotzdem, sie versteht mich), guck mal, die Kulisse ist unbeschreiblich, das sieht man nur bei Sonnenaufgang. Die Straße windet sich durch Bergtäler, der Himmel sieht aus wie von einem virtuosen Sprayer kreiert, unmerklicher Übergang zwischen tiefblau und mittelblau mit unendlich vielen kleinen leuchtenden Punkten, die aussehen wie Sterne, und weiter rechts kommt allmählich orangerosa hinzu. Darunter nur die schwarzbraune Silhouette der Berge. Die Designvorlage von PowerPoint scheint eine lächerliche Karikatur hiervon.


Einmal mehr schätze ich mich unendlich glücklich, hier sein zu können und empfinde diese gewaltige Dankbarkeit, aber dabei sind wir ja grad mal knapp zwei Stunden unterwegs (schleichend, da Bodenfrost), ich sehe das als ein gutes Zeichen, die Reise fängt gut an. Außerdem kann ich mir das Gefühl des Stolzes nicht verkneifen – darauf, dass wir dieses kleine Auto für einen Spottpreis für 4 Tage leihen konnten, und es hat sogar einen CD-Player und ich bin höchst zufrieden mit der Akustik im Innenraum dieser Knutschkugel.


Wir stoppen für Frühstück in Omakau, hier waren wir schon mal, mit zwei viel zu schweren Rucksäcken und zwei Fahrrädern, die viel zu wenig ausgerüstet waren für den Otago Rail Trail. Da war es noch relativ warm. Anyway…Im „Muddy Creek“ serviert (ich nenn’ sie mal) Debbie jedem von uns ein English breakfast, wir sind die einzigen Kunden bis jetzt, das Dorf ist wie ausgestorben, der Nebel und die Kälte unterstreichen das nur noch. Würstchen, Schinken, Rührei, Kartoffelpuffer, Toast, oh, no beans, rather not, thank you. Mmmh, das ist doch mal guter Kaffee.












































(kurzer Stopp danach an ner Spinnwebenbrücke, sooo kalt war es)


Wir platzen fast, aber nur fast, und sind sehr glücklich, was für ein toller Tag. Ich ahne nicht im geringsten, dass Elsa mich in schätzungsweise 92 Minuten zu etwas überzeugen wird, was es mir nicht allzu leicht machen wird, dieses Frühstück zu verdauen. In ungefähr 80 Minuten wird sie anfangen mit der Überzeugungsarbeit, und da fängt dann auch mein Magen schon an, sich an der Unterhaltung beteiligen zu wollen, merklich aber nur für mich, denn er dreht sich um.

Wir fahren an dem Schild vorbei, wegen dessen beschriebenen Ortes wir überhaupt erstmal hierher gekommen sind, aber zu dumm, auch Elsa hat es gesehen und schlägt jetzt vor, dass wir’s doch gleich machen sollen, wenn wir grad hier sind. Das heißt: Dass ICH es doch gleich machen soll, wenn wir grad hier sind. Was für ne tolle Idee, Elsa! Aber nee, lass mal, das können wir auch am Montag machen, wir sind ja im Urlaub, nicht auf der Flucht. Okay.


Aber mensch Conny, wäre doch cool, sonst müssen wir hier noch mal hinkutschen. Oder?


Ich hatte ja keine Ahnung gehabt, dass Kawarau auf dem Weg zu Queenstown liegt, hatte stattdessen gehofft, dass das irgendwo versteckt ist, damit ich zur Not nen Rückzieher machen kann, weil wir es ja eh nicht finden. Ha! Da hab ich aber die Kiwis falsch eingeschätzt! Kommerzielles Bungyspringen wurde hier erfunden, deshalb wollte ich es ja auch HIER machen, aber jetzt, wo ich die Brücke schon sehen konnte, war mir schon anders, und die Kiwis machen auch kein Geheimnis draus, wo genau sie sich befindet.


Ich bremse und drehe um. Klar, keine Frage, ich habe keinen Zweifel, dass ich das machen will, bin doch hier zur Grenzenexpansion wie schon erwähnt, aber lasse jetzt zu, dass mir schlecht wird, auch, wenn es mir nicht unbedingt gefällt, da muss man eben durch als Lurch.


Bin nervös…eine Mischung aus Vorfreude, Neugier, Angst und English breakfast. Die Anmeldung ging mir etwas zu schnell vonstatten („Ja, Sie stehen ja nur an der Kasse, SIE SPRINGEN JA NICHT!!!“), und die 165 Dollar, die unverzüglich per EFTPOS von meinem Konto abgebucht werden, bringen mir Tränen in die Augen, denn mein Geiz verträgt sich schlecht mit meiner „Ich-mach-jeden-Mist-mit“-Attitüde.

Ich war dumm genug, meine Jacke auszuziehen, als ich kurz darauf auf die Brücke ging, um dann dort etwa 15 Minuten aufs Beseilen zu warten, denn die drei Leute vor mir war eben nun mal VOR mir dran. Kein Wind, aber trotzdem 4 Grad Celsius. Daher die Erkältung – gut, sehe jetzt auch ein, dass ich doch nicht immun bin und das mit der Winterjacke, die vor Erkältung schützt, kein Gerücht ist. Wie auch immer.


“If I die, I will come back up and kill you.”

Keine Reaktion, ich schließe daraus, dass er das oft hört. War aber sonst nett, der (ich nenn’ ihn mal) Mike.


War auch nicht ernst gemeint, nein. Ich hatte ja einhundertprozentiges Vertrauen in die Crew („Has anyone ever died?“ – „No.“ –„Aah.“ (respektvolles Nicken)) und in dieses wunderbar elastische Gummiseil, also…three…two…one… Rauschen, sonst Stille. Wind, ganz plötzlich. Der Kawarau-Fluss, unendlich schön in seinem Türkis, rast mir entgegen. Ich kann nicht glauben, was ich da grad gemacht habe, bin von ner Brücke gesprungen, quasi von nem 43m-Turm. Ansonsten denke ich nichts.




Etwa 4 Sekunden sind um.
Ich glaube, nach dem zweiten Nachschwingen schreie ich. Wie cool.

WAR

DAS

GENIAL


Jetzt hänge ich da so rum und merke, dass das der unangenehme Teil wird. Das Rumhängen. Warten, bis das Boot kommt mit der Stange, die ich greife, die mich ranzieht, dann kommt die Hand, man legt mich hin, ich hab mehr Blut im Kopf als sonst, glaub ich. Und wieder mehr English breakfast im Magen als vorher. Aber muss halt. Das Phänomen Gravitation ist doch janusköpfig.

Ich fand, das hier war nicht unbedingt notwendig, lach:



Das war dann der Anfang unseres spektakulären Wochenendes in Queenstown und Tekapo, letzteres hatten wir beide noch nicht gesehen, und wir sind natürlich wieder etwas wandern gegangen. Queenstown war von Wolken bedeckt, aber wir strotzten ihnen und unglaublicherweise lösten sie sich mehr und mehr auf, als wir den Berg bestiegen.


Als wir dann oben waren, waren nur noch einige wenige von ihnen übrig als Deko statt als Sichtbarriere.




(Schnee aufm Berg)

Abends haben wir dann in der Herberge Keith kennengelernt, einen Südafrikaner, der nicht
verstehen konnte, warum ich denn unbedingt wissen wollte, wie man "Gut gemacht!" auf Afrikaans sagt, aber ich wollte doch nur die Konversation beleben, denn er war so betrunken, dass es ein Wunder war, dass er die Spielkarten überhaupt noch in der Hand halten konnte. Naja.





Weiter ging es am nächsten Tag nach Tekapo, weiter in den Norden, weg von der Sonne. Konnte ja keiner ahnen. Aber Lake Tekapo war trotzdem wunderschön - trotz oder vielleicht sogar wegen des Nebels. Naja, da muss ich schon nochmal hin irgendwann, mit Sonne muss es auch gigantisch sein.

Wir wachten dann dort früh auf und hätten fast einen nächsten Snow Day gehabt, denn die Straße war kurzzeitig gesperrt, weil es die ganze Nacht geschneit hatte und viele LKWs im Graben lagen oder ihre Fahrer krampfhaft versuchten, sie den Berg hochzukriegen - endete aber nur im ewigen Grummeln des Motors, ohne das Vehikel auch nur einen Meter nach vorn zu bewegen. Die Straße war aber nach ein paar Stunden wieder frei, sodass wir doch zurück nach Dunedin fahren mussten. Auch in Tekapo haben wir nen Berg bezwungen, Mount John. Herrlich, die Farben.



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Ich habe letztens beim Duschen feststellen müssen, dass der kleine Kratzer an meinem Zeigefinger, den mir Fawkes unabsichtlich zugefügt hat (manchmal sind die Krallen im Weg), immer noch nicht verheilt ist. Ist ne blöde Stelle, so im Gelenk, kennt man ja. Dann stand ich da so meinen Zeigefinger betrachtend, ließ mich berieseln und mir wurde schlagartig bewusst, dass ich bereits die Grenze überschritten haben muss zu dem Alter, in dem die Thrombozyten nicht mehr so richtig in die Gänge kommen. Ich werde alt.


Alles halb so wild, die Mädels aus der 13. Klasse und ich haben dann beschlossen, dass ich trotzdem noch jung genug aussehe, um als Austauschschülerin aus Deutschland durchzugehen. Die fünf haben mir dann unterschiedliche Teile der Schuluniform mitgebracht, ich hab mir nen Zopf gemacht und mir mal wieder die Brille aufgesetzt, hab dumm gegrinst und mir nen schrecklichen Dschörmen Eksent zugelegt und mich einen Schultag lang als 10 Jahre jünger verkauft, übrigens mit dem für Englischsprachige schwer auszusprechenden Namen „Lauramaria Quinque“.


Sänk ju, ei will bie hier till se end of se jier. I hef bien hier since tuh dehs.



HILARIOUS! Kaum zu glauben, dass ALLE sechs Lehrer mich begrüßt haben mit „Nice to meet you, welcome to our class!“ und dann ihren Unterricht wie gewohnt vollzogen. Nur eine Lehrerin war misstrauisch wegen der Ähnlichkeit zur deutschen Fremdsprachenassistentin, die doch seit fünf Monaten permanent im Lehrerzimmer ist und doch eigentlich ein ziemlich markantes Gesicht hat, sie hat sich aber nichts anmerken lassen. Was haben wir gelacht!


(Das sind die Übeltäter: Anna, Helen, Lauramaria, Anna, Megan, Jane)

Wir wollten ja aber niemanden veralbern, es ging ja ursprünglich nur um die Erfahrung, mal eine Schuluniform zu tragen und den Englischunterricht von Frau Nielson zu erleben. Hab dann alle Lehrer aufgeklärt, dass die verblüffende Ähnlichkeit einen Grund hatte…


Gelernt hab ich fast nichts. Hatte Englisch, Drama, Deutsch, Chemie und Geschichte. Wurde auch schmerzhaft an Chemie bei Frau Schulze, B. erinnert und konnte sehr wohl nachvollziehen, warum ich es nach der 10. abgewählt hatte. Ich verstehe kein Wort. Hab mir aber brav Notizen gemacht.


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Gestern war ein typischer Wintertag in Dunedin, wie man mir sagte. Es war kaum ein Wölkchen am Himmel zu sehen, die Sonne lachte in mein bay window, ich konnte endlich mal da sitzen, ohne zu frieren. War das warm im Rücken, ich hatte sogar das Fenster auf! Trotz der 6 Grad draußen.

Habe dann unglaublicherweise ein Buch gelesen, gegen das ich mich seit Jahren gesträubt hatte, denn dieser Hype geht mir auf den Keks, alle reden von diesem Zaubertypen, so’n Quatsch, zaubern, ha!

Nur ist meine Gastfamilie hier voller Vorfreude auf nächsten Mittwoch, dann kommt der nächste „Harry Potter“ in die Kinos, und sie wollen mich brutalerweise mitschleppen, denn es kann ja gar nicht sein, dass jemand „Harry Potter“ nicht mag, das geht nur, wenn die Person das Buch noch nicht gelesen hat. Sie haben mir vor ein paar Tagen dann irgendeinen der Filme gezeigt, irgendwas mit nem versteckten Zimmer, und ich war immer noch nicht beeindruckt, aber ich fand ja auch die Backstreet Boys doof, glaub ich jedenfalls, man muss ja nicht immer ein toter Fisch sein.


Dann aber war die Sonne da und ich saß in meinem Buchtfenster und „lesen“ war das einzig Gescheite zu tun in dem Moment, und Laura hatte mir das erste Buch irgendwann im Mai gegeben („jaja, mal sehen, ich guck mal rein“) und ich fing an und ich weiß, Ihr wartet jetzt auf die Klimax, die erschütternde Wahrheit, Conny ist Harry Potter-Fan, sie will gar nichts anderes mehr lesen, J. K. Rowling, you’re my queen! – aber eigentlich wollte ich nur kurz sagen, dass ich das Buch gar nicht sooo schlecht fand. Lach.


Was sonst noch? Oh, ich war im Theater, habe William Wycherley’s The Country Wife gesehen und habe jeden anzüglichen Witz und Twist verstanden und ja, ich weiß, welcher Literaturprofessorin in der Anglistik in Halle ich das zu verdanken hab. Schließlich war ich im pre-seminar reading test die Einzige, die nicht verstanden hat, dass es um alles andere als Porzellan ging in der Porzellan-Szene. Ähem. Zum Glück hatte ich das Seminar besucht, so konnte ich so wunderbar lachen an so vielen Stellen, und glücklicherweise bin ich nicht prüde, wie übrigens manche im Publikum gewesen zu sein schienen.
Must have been Brits.

Ich verpasse und vermisse den deutschen Sommer und die Milch, das ist wirklich traurig.


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Aktuelles Wetter: 6 Grad, Südostwind, bewölkt, 90% Luftfeuchtigkeit
Aktueller Soundtrack: immer wieder K's Choice. Sublim.
Aktuelle Obsession: Luftschlagzeug spielen
Aktuelles Gedankenporridge: Was ist Schönheit?
Zu hörendes Geräusch in diesem Moment: Die Glotze *augenverdreh*, die Lüftung meines Laptops, Luft kommt aus der Heatpump, die hört man auch


Freitag, 3. Juli 2009

Hast Du etwas Zeit für mich...

…dann singe ich ein Lied für dich…Oh määän, habe mich ja bisher erfolgreich wehren können gegen die Verwendung dieses Liedes im Fremdsprachenerwerb bzw. -unterricht, aber heute hab ich nachgegeben. War auch gar nicht so schlimm, vielleicht konnten wir damit ja ein paar Kids davon überzeugen, dass Deutsch cool ist, damit sie es dann Französisch oder den anderen Feindessprachen auf dem Fremdsprachenmarkt an den Schulen vorziehen.

Ja, WIR. Habe doch glatt mal zwei Mädels aus der 13. Klasse mit an die Intermediate School genommen, an der ich Deutsch „promote“, denn ich hatte ja schon erwähnt, dass die Zahlen äußerst alarmierend sind und ich mich deshalb der Mission verschrieben hab, die Werbetrommel zu rühren. Heute also waren dann Jane und Helen mit und haben die Massen unterhalten – ja, normalerweise mein Job, aber ich hab auf magische Weise meine Stimme verloren, dazu komme ich später noch, und da war mir das ganz recht. Ist doch auch viel cooler, wenn zwei uniformierte Mädels von den „Großen“ (so nennt man doch immer die Klassen über einem, oder? Die, die einen verprügeln wollen. Wisst Ihr noch?) von diesem coolen Land neben Russland und über Afrika erzählen, und von Berlin, das mal ein geteiltes Land war – ach DESHALB die Mauer, ach so!! Lach. Ehrlich, was’n Spaß!


Außerdem heute: mein letzter Schultag bei der Otago Girls’ High School, endlich wieder Zeit zum Bloggen jetzt. Grins. War doch echt schön hier, ist in der Tat vermissenswert. Noch schnell ein Zusatz zur ohnehin schon verwirrenden oder auch unzureichend existenten Struktur meines kleinen Aufsatzes hier: Was die bereits erwähnte Promotion der deutschen Sprache und Kultur angeht – das war im letzten Eintrag natürlich nur ein Vorwand um Gummibärchen abzusahnen, und einige von euch haben ganze Arbeit geleistet, ich bedanke mich für kiloweise elastische, anmutige, bunte, mannigfaltige kleine Zuckerteddys, -teufel und -schnuller, hach, ich hatte ja nicht mal Zeit, mir das Wintergewand auszuziehen…



























Ansonsten nix neues, eigentlich.




Tataaaa! War nur ein kleiner Scherz, um die Stimmung aufzulockern. Muss selber lachen jetzt, ich treffe manchmal doch meinen Humor. ALBERNER HELGE!!!

Ma guggn, ob mir noch was lustsches für Euch einfällt, bin ja schließlich gar ni mei Leser. Also, ich lief doch vor drei Wochen in die Jungenschule, das war noch VOR der Wintersonnenwende, die Wolken lungerten in einer einzigen fetten Schicht quasi direkt über meinem Kopf herum, sodass es auch NACH offiziellem Sonnenaufgang (Acht Uhr Elf) zu dunkel war, um ohne Straßenbeleuchtung klarzukommen, aber die war schon aus, man brüstet sich ja auch hier gerne mit Stromsparmaßnahmen, um die Erde vorm Umweltbankrott zu bewahren, sind wir mal ehrlich, es geht denen doch eh nur ums Geld (möchte passenderweise mal einwerfen, dass Umweltschutz so einfach ist und doch total Spaß macht. *kleinen pädagogischen Zeigefinger heb*).

Habe es aber zur Schule geschafft (kenne ja den Weg mittlerweile) und mir mühelos die Zeit vertrieben mit Gedanken über Ani DiFrancos Schöpferkraft. Wie empörend, in Dur zu singen, wenn die Band Moll spielt! Wie genial. Wie erhaben.

So erhaben, dass ich in Gedanken versunken mit gesenktem Kopf gehe, ZUM GLÜCK, denn genau das haben zu viele Hundebesitzer entweder nicht erwartet, oder sie haben einfach überhaupt GAR NICHT gedacht, als sie ihre Lieblinge in interessanten Formationen auf den Fußweg kacken ließen. Excuse my French. Nein, habe keine Fotos zu dem Thema.

Zurück zu einem anderen, dem Umweltschutz. Kleiner Exkurs nämlich in die Kiwi-Kultur, habe beschlossen, dass Ihr nicht genug wisst über die Idiosynkrasien dieses von mir bewohnten Landes. Es ist hier sauber. Wenn man wandern geht, so im Busch und auf weiter Flur, und man dann ein Stück Müll findet, ist man höchst erstaunt, aber zumindest überrascht, denn das ist hier selten. Wirklich brav und sehr erfreulich. (Kleingedruckt: In der Stadt ist diese Tatsache nicht schablonenhaft anwendbar, aber es gibt ja immer ein paar verrückte Touristen (die Deutschen sind am schlimmsten, glaub ich!), die ne Tüte dabei haben und dann mal schnell was einsammeln, denn in der Tonne sieht der Müll immer liebreizender aus.

Ja, ich habe auch wieder glorreiche Abenteuer erlebt, denn Ihr habt ja sicher schon bemerkt, dass ich mich dem Grenzen austesten („get out of my comfort zone, me!“) verschrieben hab. Nicht ohne Schutzmaßnahmen, allerdings, wie man hier sehen kann.


(v.l.: Laura, icke, Gastmum Alison)

Habe beim „Polar Plunge“ am 21. Juni offensichtlich meine Mütze (die übrigens auch in Neuseeland bei Schülern unglaublich gut ankommt, ich glaube, ich bin cool) und meinen Schal (der mittlerweile schon ein kleines Loch hat, was mach ich bloß??) anbehalten, denn ohne wäre mir das echt n bissl zu kalt gewesen (Echt, ey!). War sogar in den Nachrichten, von hinten rennend als Teil einer verrückt genugen (lach) Meute, die im Pazifik ein kleines Bad nimmt, ja, das ist was Besonderes, weil hier Winter ist, aber eigentlich auch nicht, wenn man so was wie ein Superheld ist…und ne Mütze aufhat.



Das Ganze ist eine alljährliche Tradition, der konnte ich mich natürlich nicht entziehen (Grenzenexpansion). Es ist eine verrückt scheinende Unternehmung für einen guten Zweck, die Teilnehmergebühr geht nämlich an den lokalen Surfverein, von dem ich auch Unterricht erteilt bekommen habe (Ihr erinnert Euch sicher an das Bild von mir in der Riesenwelle?). Mir war so warm, als ich aus dem Wasser kam, meine Extremitäten schmückte eine nie zuvor erreichte Röte (Lufttemperatur am Strand: 8 Grad, okay, nicht sooo beeindruckend jetzt).

(links neben mir springt Ann Schneider, Elsas Mitbewohnerin, die auch für jeden Quatsch zu haben ist, haben uns im Ozean getroffen und dann zusammen Wellen bezwungen)


(man sagt mir, Baywatch hätte mir auch gestanden...)

Die lauwarme Dusche, gefühlt mollig warm zunächst, wurde dann schnell richtig kalt, danach konnte ich nicht mal die Suppe halten, die mir und meinen tapferen Mitstreitern offeriert wurde. Naja, halten schon, aber nicht, ohne die Hälfte unfreiwillig zu verschütten. Dusche vom Feuerwehrmann war also ne ganz blöde Idee.



Hatte kurz vorm Losrennen Kelsey kennen gelernt, wir haben uns spontan verbündet, es dürfte einen überraschen, dass sie etwa 6 Jahre älter ist, als sie aussieht (meine Gasties dazu: „Whaaaaaat???). Das ist Kiwi-Freundlichkeit: „Machst Du auch den Polar Plunge? (Jahaa) Oh, cool, ich auch. Wollen wir zusammen rennen? (Okaaay) Cool!“. So einfach lernt man neue Leute kennen und hat sie 3 Minuten später an der Hand. Naja, man braucht schon eine Superheld-Aura, schätz ich.

Hier übrigens (kann es kaum fassen, das Euch so lange vorenthalten zu haben) der ein weiterer weiblicher Teil meiner Gastfamilie (links Jess), die mich auf wunderbare Weise angefeuert hat und mich außerdem hin- und zurückgefahren hat (ist weit bis zum Strand). Gastmami hat sogar meine Teilnahmegebühr bezahlt ($2). Breitgrins.



Vom kalten Strande kam ich her, ich muss Euch sagen, es weihnachtete sehr. In der Tat, um den Unzulänglichkeiten eines südhemisphärischen Weihnachtsfests entgegenzuwirken, feiert man hier frohlockend „Midwinter Christmas“. Sogar Subway hat grad ne Kampagne, und die Werbung im Fernsehen passt doch arg zu meinem Gemüt, das vom Wetter und der Temperatur herrührt („Wo sind die Weihnachtsbäume??“). Elsa war neulich auch bei einem Weihnachtsdinner. Wir finden das schon witzig, Weihnachten im Juni, aber können auch gut verstehen, dass man sich benachteiligt fühlt, wenn bei dem gesamten Weihnachts-Trara auf der ganzen Welt immer auf dem kalten Weiß rumgepocht wird und man hier nun mal beim besten Willen gegen Ende Dezember, auch mit roten Mützen und weißen Bommeln, nicht die Illusion erzeugen kann, dass es auch nur annähernd kalt wäre. Seufz. Teil der Festivitäten war das Laternenfest („Carnival“) auf dem Octagon, das ist der Stadtmittelpunkt (hier brennt der Baum, sozusagen):
































Oooooh, ich hab was ganz Wichtiges vergessen!!! Eines Tages, Mitte Juni, klopfte jemand früh aufgeregt an meine Zimmertür, „Conny, wake up, it’s SNOOOOW DAAAAY!“. Das hieß, dass ihre Gebete (kein Witz) erhört wurden und es so geschneit hat, dass die Schule für den Tag abgeblasen wurde (auch kein Witz), denn Dunedins steile Straßen würden den Weg zur Schule für die meisten zu gefährlich machen. So’n bissl wie Hitzefrei irgendwie, nur noch besser, weil GAR NIX SCHULE! Ich also, „Super, dann kann ich ja weiter schlafen…“ – „Nix da, wir machen jetzt Pancake-Frühstück“ – fand ich dann noch superer. So sah Dunedin an jenem und dem Tag danach aus:





























(Blick aus meinem Fenster)

Außerdem haben die grandiosen All Blacks (Neuseelands Rugby-Team) gegen Fronkraisch gespielt, Big Deal, vor allem für die kleine frongßößiesche Elsa, haben wir uns auch nicht entgehen lassen.

(v.l.: icke, Ann, Ben und Elsa)



























Was für ein Erlebnis, den Haka live zu sehen!!



(Der Haka ist der Kriegstanz der Maori, das sind die „Ureinwohner“ Neuseelands. Die All Blacks vollführen den Tanz vor jedem Spiel.)



Das für mich aber eigentlich beeindruckendste Erlebnis (ich würde gerne sagen, „das Leben verändernde“, aber wir wollen mal nicht übertreiben) muss ich auf den nächsten Eintrag verschieben, denn das braucht Platz…Kommt ganz bald. Ach so, das wird dann auch den Verlust meiner Stimme erklären, den ich schon mal ansprach heute.

Im gleichen Atemzug dann auch ein weiteres Ereignis, das mal wieder bewiesen hat, dass das physische Alter keine Rolle spielt, denn die glauben eh nur das, was sie sehen. So ein bisschen wie bei den „Ufos aus dem All“, die eigentlich 99 Luftballons waren…
kleiner Vorgeschmack:



Gruß nach up above aus (gerade noch so) Dunedin,

deGonnie



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- Aktuelles Wetter: 6 Grad (es ist Nacht), Regen, Südostwind (nass, kalt)
- Aktueller Soundtrack: „The Great New Zealand Song Book“
- Aktuelles Gedankenporridge: Wir müssen die Erde retten
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- Zu hörendes Geräusch in diesem Moment: die Glotze (Familie sieht „The Bachelor“, reality show)