Freitag, 25. Dezember 2009

Letztes Kapitel

Die ersten Zeilen, die ich schreiben wollte, sind leer.

Alle vorherigen Blogeinträge waren immer von den Bildern inspiriert, die ich gemacht hatte und die dann Erinnerungen zurück brachten; und von den Stichpunkten in meinem Kopf, die ich bei jeder Reise anfertigte.

Jetzt denke ich an Anfang 2009 zurück und weiß noch genau, wie eins meiner Beine lange Zeit irgendwie noch in Deutschland stand, als ich schon längst in Dunedin wohnte und Neuseeland sich lieblich, Woche für Woche, Monat für Monat, „into my being“ hinein fraß.

Genauso hab ich jetzt das Gefühl, dass da ein großer Teil von mir – vielleicht ein Bein, vielleicht aber auch ein Stück Herz, in Neuseeland geblieben ist.

Deshalb ist es gar nicht so leicht, sich die letzten Bilder anzusehen und so planvoll, strukturiert und konzentriert vorzugehen wie sonst. Schreiben war so leicht in unserem Wohnzimmer auf der orangen Couch, mit der Lehne im Nacken, Bic Runga vom CD-Player und Inkey schnurrend auf meinen Beinen, mit der Christchurch-Sommer-Sonne durch das riesige Fenster scheinend, und Ro kommt rein mit ihrem prall gefüllten Terminkalender im Kopf und hat aber Zeit für einen Soy Latte im „circa“, unserem Café, was sie mir dann auch gleich mitteilt, während sie schon ihren Autoschlüssel zückt und mich wartend ansieht, Blog kannste auch nachher noch schreiben, „yis“!

Im utterly bleak and uninspiring Germany weiß ich nun nicht so recht, ob ich mir die Bilder von meiner letzten Woche in Neuseeland (nach meiner Rückkehr aus Oz) ansehen will, denn die Bilder von Menschen von zu Hause an der Wand haben die ersten Monate in Dunedin ja auch nicht leichter gemacht, Vermissen ist eben – mal wieder – ein Scheiß-Gefühl, das ich gerne verdrängen möchte. Also drücke ich mich seit nunmehr 20 Tagen vorm Schreiben, obwohl ich doch eigentlich alle Stichpunkte noch klar vor mir hab und nur tippen muss…





Aber jede gute Geschichte braucht ein Ende; also los.


Mein Flieger fliegt nachmittags von Brisbane, braucht 3 Stunden, landet nachts in Christchurch; auch Australien liegt in der Vergangenheit, Neuseeland ist schneller als alle anderen. Glücklicherweise holt mich jemand ab.


Noch 6 Tage und ein halber in Neuseeland.


Ich habe vor, die nächsten Tage weiterhin das Wanderstiefel-noch-so-neu-aber-schon-kaputt — was-für-eine-Frechheit-Problem mit Ignorieren zu behandeln, obwohl Wanderexpertin und Kapitalismusfeindinskollegin Ruth protestiert; die sollen mir mal schön ein neues Paar geben, oder das Geld zurück! Och…mir fehlt der Elan, mich mit solchen gefühlten Nichtigkeiten zu beschäftigen, ich sitze lieber einfach so auf dem Cathedral Square und beobachte mit Musik in den Ohren die passierenden Menschen und Hunde, erstere wie immer schockierend oft Deutsche, das sieht man ja schon von weitem am Gang und der Frisur und der Jacke und der Klamottenkombination im Allgemeinen, und dem Gesicht mit dem deutschen Blick.





Keine Lust auf Wanderstiefelgeschäftskonfrontation, es gibt Wichtigeres. Naja gut, ich geh mal kurz hin um zu fragen, was sie da machen können. Sie sagen mir, ich soll sie zum Schuster bringen, der macht sie ganz und das kostet auch nicht viel. Och…



Dann doch lieber nochmal Kaffee mit Ngarie und Ro im „circa“, da verabschiede ich mich auch gleich von Esther, der Cafébesitzerin, die mit 24 eigentlich zu jung sein müsste, um so viel Weisheit auszustrahlen und deshalb wohl viele der Stammkunden anlockt, die ihr dann ihr mannigfaltiges Leid klagen, damit sie ihren klugen Senf dazu geben kann – dann trinken sie den Kaffee aus und alles kommt ihnen leichter vor. So blicken sie jedenfalls drein, wenn sie die Tür zuschieben und ihr noch mal winken, bevor sie weitergehen.

Die wunderbare Ngarie, die mit einem Messer und einem stetig vollen Kühlschrank zaubern kann (wirklich zaubern, nicht einfach kochen) und für eine Australierin eigentlich viel zu sehr Kiwi ist, veranstaltet an meinem letzten Wochenende ein kleines Brunchen, Ro ist natürlich da und auch Neve und Te Koha, und sogar Gary setzt sich zu uns und isst zwei Oliven, er isst normalerweise nichts, trotz der ngarieschen Magie.



Ruth schleppt mich übrigens am Tag vor meinem Abflug noch zum Wanderstiefelgeschäft und erdiskutiert mir ein nagelneues Ersatzstiefelpaar für das „alte“ kaputte, von wegen „Lassen Sie sie sich reparieren!“. Revolution!

Ich leihe mir aber vor diesem Wochenende erst einmal einen großen, weißen Toyota mit Lenkrad rechts und fahre wie schon lange geplant in den kühleren Süden nach Dunedin, um Elsa ein letztes Mal zu sehen – Elsa, und Central Otago.




[Unterwegs nach Süden auf Highway 1, im Hintergrund der Pazifik]


Auf dem Weg zu Elsa komme ich gegen 5 an den Moeraki Boulders vorbei. Hier war ich schon mal alleine, im Spätherbst, der wie ein fürchterlicher Winter war. Im Mai. Mit Gitarre, K’s Choice und einem laaangen Gesicht, weil alles doof war.

Jetzt sind die Wolken weg und ich drücke die Boulders wieder und gucke total anders und möchte sie eigentlich gerne knutschen.





Sie haben wohl 4 Millionen Jahre gebraucht, um von einem Partikel am Meeresgrund auf diese Größe anzuwachsen. Jetzt wiegt jeder von ihnen Tonnen und zerfällt jedes Jahr einen Bruchteil eines Zentimeters mehr.






Das Wiedersehen mit Elsa und ihren Mitbewohnern, aber vor allem mit Elsa, ist … zerschmelzend. Wir reden bis spät in die Nacht, wie früher. Schade und irgendwie just wrooong, dass Marta und Zeus fehlen; die sind schon nicht mehr in Neuseeland.



Am nächsten Tag fahre ich – wie ich mir das schon lange ausgemalt hatte – nach Central, um mich zu verabschieden. Einmal im Kreis, damit ich an nichts zweimal vorbei komme; über Ranfurly (Fahrradtrip-mit-Elsa-Erinnerungen kommen hoch und Hintern gibt Atomschmerz wieder) und Middlemarch, in 6 Stunden.











[Kisten für die Bienen]




Der Wind erreicht Rekordmaße. Toyota und ich hinterlassen einen eigentlich unnötigen CO2- Fußabdruck in der neuseeländischen Luft, aber wenn der nach oben stapft, trifft er auch nur aufs Ozonloch und kann also nix mehr kaputt machen. Oder?







Ich werde immer mal wieder gefragt, was mein Lieblings-Reiseziel in Neuseeland ist. Von vielen Menschen hört man an der Stelle Queenstown (die Berge, die Berge, der See, der See!), Wanaka (die Berge, die Berge, der See, der See!), Auckland (keine Ahnung, warum), Mount Cook (höchster Berg hier, klar, genial), Stewart Island (unberührt und Kiwis), Tongariro National Park und die Vulkane (sehr beeindruckend und beliebt bei Skifahrern), und ganz vieles hat im Prädikat den Zusatz „der und der Drehort von Herr der Ringe“.










Wenn man von lediglich weichen Bergen um sich (soweit das Auge blicket), winzigen Ortschaften, wenigen Straßen und Menschen leben könnte, würde ich allerdings in Central Otago wohnen wollen. Hier scheint die Uhr anders zu ticken, hier ist man so was von in der Pampa, dass man nicht mal einen Radiosender, geschweige denn Handy-Signal empfängt (gut, das ist keine Kunst in NZ), hier wundert man sich, wenn einem ZWEI Autos innerhalb von 30 Minuten entgegen kommen. Hier ist der Rohan-Drehort von Herr der Ringe. Ich liebe diese Stille, diese Weite, diese beeindruckende Einfachheit von Landschaft, die auch nach zwei Stunden noch vorhersehbar bleibt (aber man staunt trotzdem permanent) und so viel Wärme ausstrahlt, sogar im Juni, wenn es schneit.







Man fährt hier durch, wenn man von Dunedin gen Westen fährt; z.B. nach Queenstown oder Wanaka, zur Westküste oder nach Fjordland, nach Tekapo oder nach Te Anau. Ich war hier quasi zu jeder Jahreszeit und bin fasziniert von dem Gefühl, das man bekommt, wenn man trotz der großen Entfernung und der erwähnten Vorhersehbarkeit gewisse Stellen wieder erkennt. „Welcome home“ (Dave Dobbyn). Central behält in jeder Jahreszeit den gleichen Charakter, hat nur einen anderen Mantel um, oder keinen.

Ich nehme mir vor, in Ranfurly Mittag zu essen; mir ist nach Pie und Café Latte.





An der Wand hängt ein Bild mit dem Titel „Central Otago“.



GENAU SO.

GENAU DAS ist Central. Ich kann mir mein Seufzen schwer verkneifen.





Das Pastetchen esse ich – um das noch mal zu üben und in mich reinzugrinsen – auf typisch australische Art…























Elsa hat für den Abend einige von den anderen Fremdsprachenlehrerinnen eingeladen, die wir beide kennen und kocht, mjam.

Wenn ich in Dunedin bin, muss ich natürlich auch zu den Wares fahren, hab ja immerhin 6 Monate bei ihnen gewohnt und sie im September das letzte Mal besucht.

Außer John (Vater) sind alle da, auch die Katzen. Wirklich schön, dass ich Alison, Jess und Laura noch mal sehe. Fawkes, mein bester Katzenfreund, sieht mich mit riesigen, ungläubigen Augen an und ich möchte echt gerne wissen, was gerade in seinem Miezekatzenhirn vorgeht. Er braucht eine Weile, bis er sich streicheln lässt. Phoenix, wie immer, ignoriert mich hochmütig, während er meine Hand auf seinem Fell vermisst.

Elsa fängt in der Zeit schon mal an, das Essen für den Abend vorzubereiten, es gibt Quiche; ich helfe dann, indem ich das dokumentiere, einer muss es ja machen.


















Ein weiterer Abend in brillanter Gesellschaft und mit gutem Elsa-Essen…

Am nächsten Tag muss ich zurück, die Uhr tickt, ich höre jetzt jede Sekunde. Übermorgen fliege ich.

Auf dem Rückweg gabele ich an Dunedins Stadtgrenze noch Benjamin aus Fronkraisch auf, der nach Oamaru muss, liegt ja auf dem Weg nach Christchurch, klar, spring rein. Er sieht nun wirklich nicht wie ein Verbrecher aus, ünd sein frongßößiescher Akßoong kliengt wirkliesch niescht göffäährliesch.

Einen Tramper mitzunehmen, ist eine angenehme Art, die sechsstündige Autofahrt zu überbrücken, Radio empfängt man ja selten und CD-Laufwerk hat er nich. Benjamin erzählt mir viele interessante Geschichten von dem Neuseeland, das er seit 3 Wochen kennt; ich lausche gespannt und nicke oft lächelnd.



Noch vor Oamaru kommen wir an den Boulders vorbei. Benjamin fliegt in einer Woche zurück und ich sage ihm, er darf sie nicht verpassen, wenn er schon mal direkt an ihnen vorbei fährt. Ich frage ihn, ob er etwas Zeit hat und wir stellen uns auf den Besucherparkplatz und laufen runter zu den riesigen Findlingen, denen jetzt gerade das Wasser bis zum Hals steht; es ist Flut.



Benjamin meint auch, dass dieser Ort etwas Besonderes ist. Für manche sind die Boulders einfach nur große Steine, aber Te Kaihinaki hat eine wirklich extraordinäre Atmosphäre. Für die Maori sind sie die versteinerten Überbleibsel der Körbe und deren Inhalt, die nach einem Schiffbruch in der Nähe angespült wurden.





Da hinten, zeige ich ihm, 45 Minuten Bummelstrandweg entfernt, ist Moeraki, das Dorf. Ich erzähle ihm kurz, wie ich im Mai ein Wochenende dort verbracht hab und mir das Handyguthaben ausging und ich eigentlich dringend jemandem eine Nachricht schicken musste, aber es gibt keine Karten oder PINs in Moeraki; kaufen kann man hier nur Essen und Getränke, an zwei Orten: der Kneipe und dem berühmten Restaurant Fleur’s. Die Abgeschiedenheit gibt einem das Gefühl, der Tag hätte mehr Stunden; ab und zu kommt zwar ein Auto die kleine Hauptstraße entlang, aber meistens hört und riecht man nur den Pazifik.

Hier bei den Boulders ist Neuseeland so anfassbar wie überall; wie in Central, in Christchurch, in Taranaki, auf der Otago-Halbinsel, auf Stewart Island, an jeder Küste, in jedem Beech-Wald; man fasst es an mit seinem ganzen Ich, nimmt es auf mit allen seinen Sinnen, man verschlingt es förmlich, aber zärtlich und genussvoll. Jeder Baum, den man umarmt, atmet dieses Land ein und aus; jedes Tier liebt es und kämpft gegen all das, was Menschen hierhin gebracht haben und was hier nicht hingehört.

Als Mensch steht man dumm und unwichtig inmitten der überwältigenden Schönheit und Bedeutsamkeit; als Europäer verliert man möglicherweise seine natürliche Toleranz von Hektik, verbissener Anonymität und gewollter Mensch-ist-Hierarchiespitzen-Arroganz. Und als Conny … fühlt man sich außerdem unbeschreiblich reicher, dankbarer und größer, weil man dieses Land gesehen und eingeatmet hat und es in einem drin ist, ganz tief, auch in der Haut, und weil man so viele Menschen getroffen hat, die einem den Blick verschärft, den Gesichtskreis erweitert und die Lebensgeschichte so großartig verziert haben. Kiwiland ist jetzt in Conny.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Conny in Aussieland

Na wenigstens war sie noch ein Baby…

Am letzten Morgen – nicht lange, bevor ich mich auf den Weg zum Flughafen mache und den Ticketautomaten anmeckernd lächerliche (in a bad way) 15 Aussie-Dollar für ne halbe Stunde Zug in Brisbane bezahle – sehe ich dann also endlich, aber irgendwie dann doch unerwünscht, einen Huntsman.

Einen Huntsman, Jägersmann, wenn man so will (ich möchte es gar nicht so genau wissen), als ich doch eigentlich nur meinen Rucksack nehmen möchte.

Ein Schrei aus meinem Hals, der irgendwie gar nicht nach mir klingt, schallt durch Fionas Wohnung. Sie, mein dritter australischer Couchsurfing-Gastgeber, ruft lachend, fragend nach meinem Wohlbefinden auf Australisch („You alraaaaaght?“). Doch, doch, mir geht’s gut, aber kannst Du was gegen die fette Spinne unter meiner Tasche machen?

Ha! Da lachtse ni mehr! Als sie den Feind dann erspäht – der Feind rennt übrigens sofort unters Bett, im „Jagd“tempo, bin ja so froh, dass ich abreise und hier nicht mehr schlafen muss – sagt sie überrascht, dass das ja n kleines Exemplar ist (Größe Fünfmarkstück), muss wohl ein Baby sein.

Ja, die Eltern sind etwa so groß wie meine Hand.

Ich hoffe, das Baby ist von zu Hause ausgerissen und die Eltern kommen es nicht grad suchen und überhaupt ist das Zuhause hoffentlich ganz weit weg, am liebsten in Victoria oder, noch besser, WA, Western Australia, das wäre so Frankreich-Russland-Distanz oder so.

Huntsmen (mal ganz scharf einen nichtexistenten Plural eingebaut) tun aber nüscht, die haben nicht mal Gift. Ich kann aber wenigstens jetzt sagen, dass ich nach zwei Wochen Australien ne große fette Spinne gesehen hab, auch, wenn das nur das Kind von einer war und ich sie kaum gesehen hab, weil sie sich so swiftly und schnell bewegt hat mit ihren langen Beinen, ich sah ja eigentlich nur was huschen.

Das war NICHTS gegen das fette Vieh an meinem Rückfenster, das da saß und alle seine Beine putzte, igitt, als ich da schlafen wollte, im Wald, unterm Baum, blöde Kuh, ich. Wer stellt sich auch untern Baum in Australien.


Aaaanyway. Ich habe also genau 14 Tage in Australien / Oz / Aussie / „down under“ hinter mir. Dachte ja, dass ich an dieser Stelle mich über einige meiner treuen Leser lustig machen kann, denn mir war ja so klar, dass ich schon das ganze Jahr down under bin, denn schließlich ist ja quasi der Rest der Welt auf der anderen Seite, und ich hätte jetzt grinsend verkündet (und mich mal wieder als penetrantes besserwissendes Lehrerlein aufbäumend, *würg*), dass da wohl einige nicht mitbekommen haben, dass down under ja untendrunter bedeutet, und das bin ich ja auch in Neuseeland,

ABER NEIIIIN, zum Glück bleibt Euch das erspart, dank meiner Recherche. Man sagte mir nämlich, dass Kiwis in der Tat sich nicht als down under fühlen, denn das sind die Australier, die sich immer so nennen, und ich hab das vielleicht noch nicht erwähnt, aber es ist sehr klar hier, dass Kiwis und Aussies (sprich: „Ossis“, ja, ich weiß, das ist besonders lustig) sich nicht leiden können und (ich wünschte, ich wöllte das Wort für Wort übersetzen) they sooo take the piss out of each other!

Deshalb wollen die Kiwis damit natürlich auf keinen Fall assoziiert werden, mit dem „down under“, meine ich, also habt ihr so Recht, und deshalb mal eine Massenantwort:

Es war ganz nett in „down under“.

Abgesehen von der doch omnipräsenten Angst, von einer riesigen Spinne gefressen zu werden. Ironischerweise sind es aber eigentlich hauptsächlich Tiere, wegen denen ich da überhaupt erstmal hin wollte. Allerdings haben jene nur vier Beine. Dazu später mehr.

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Als Kontrast zum bunten Australien-Programm inklusive äußerst persönlichen Tagebucheinträgen (so persönlich wie immer, ich benutze ja Klammern [deren Inhalt ich Euch vorenthalten möchte]) biete ich Euch zunächst, der Vollständigkeit halber, einen kurzen Exkurs, mal wieder, zu Arthur's Pass an, etwa 90 Minuten von Christchurch entfernt.

Dorthin bin ich mit Ruth, Maria (aus Cääänada) und Pete (britisch) Anfang November gefahren, um mit ihnen zusammen wetterbedingt unseren Plan zu ändern,

durch Flüsse zu waten und stattdessen einen Berg zu erklimmen, kein Wasser. Aber Schnee. Bergtechnisch immer noch Winter hier, IMMER NOCH.

Einige Impressionen:










[30 cm]



[Erklimmen]


[Es sah wirklich so aus]


[Auf der Bergspitze, etwa 2000m. Hinter mir der Abgrund]


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Da war ich also wieder mal in der Luft. Zehntausende von Füßen über dem „ditch“, dem Graben, unter Geographen als Tasmanische See bekannt. Das Christchurch, das ich verließ, war schön, und hier kommt auch langsam der Frühling richtig ins Rollen, man hat schon mehrere Tage Sonne gehabt und ich wagte mich, wie ich schon berichtet hatte, ja nun auch oft nur im T-Shirt raus.

Ja, Neuseeland braucht scheinbar n bissl länger dieses Jahr. Sagt man mir immer wieder und immer noch, dass das Wetter nicht „normal“ ist, ich Sonnenkind habe längst resigniert und mich damit abgefunden, im wettermäßig schlechtesten Neuseelandjahr aller Zeiten hierher gekommen zu sein und weiß, es ist gar nicht so schlimm, ich übertreibe ja nur für das Blog, dann wirkt es spektakulärer, aber es ist schon auch noch ganz schön kalt oft.

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Ich landete in Melbourne. Mich mit dem Gepäck (das ist nicht mal annähernd die Hälfte von dem, was ich bald nach San Francisco transportiere) aus dem Flughafengebäude schleppend, schnellt plötzlich, 2 Meter vor der Ausgangstür, meine linke Hand hoch und landet klatschend auf meiner Stirn. Scheiße, wieso hab ich keine kurzen Hosen eingepackt??? Ich fühle, wie die Hitze sich in meine Stretch-Jeans zwängt, direkt auf die Haut, da wird sie auch leider bleiben und verhindern, dass ich das Teil ohne Probleme ausziehen kann später. [Dieses und auch das andere Paar werde ich übrigens zwei Wochen lang tragen, aber nur im Rucksack als sinnfreies Gewicht in der Sommerhitze, nicht auf der Haut.]

Nun ja, in den Nachrichten sehe und höre ich dann auch bald, dass ja Australien gerade eine Hitzewelle heimsucht, inklusive der üblichen Waldbrände, man fragt sich ja manchmal, ob es da überhaupt noch was zu Brennen gibt, aber ich werde schon mal erwähnen, was jeder schon weiß, dass Australien nämlich echt riesig ist, aber in der Tat noch viel riesiger, als man so denkt, und außerdem begünstigt der Brand das Wachstum, also – Ja, es gibt noch genug Brennholz für die Pyromanen zum Spielen.

Heiß jedenfalls.

Melbourne. Brennende Hitze. 35 Grad.

Sydney. Brennende Hitze. 41 Grad.

Brisbane. Brennende Hitze. 37 Grad.

Was bin ich froh, nicht in Adelaide zu sein, denn…

Adelaide. Schmelzende Hitze. 47 Grad.

Sie-ben-und-vier-zig. Ich werde nie wieder Auto fahren, wenn ich damit verhindern kann, dass das zur Normalität wird. [Kurz darauf ergattere ich einen relocation deal, ein durchschnittlich abgasreichen Campervan, ganz für mich alleine, den ich nach Sydney bringe, sein Zuhause, und damit tue ich der Firma einen Gefallen und deshalb wollen sie nur ganz wenig Geld und ich komme dann doch – durch vehemente Verdrängung – über das Verschmutzungspotential hinweg und trete voller Wonne ins Gaspedal, die schenken mir sogar den Sprit.]

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Montag, 9. November, 17:30 Uhr

Melbourne! Find ich gut hier, aber ich merke, wie mir hier zu viele Menschen sind. Hab Angst, dass man mich beklaut. Bin müde. Nach NZ-Zeit ist es schon halb 8, und es war eine kurze Nacht. […]




[Melboune, Hauptstadt von Victoria, offenbar der Staat schlechthin]





[Immerwährender Wassermangel in Oz, wenn man die Schilder sieht, bekommt man gleich Durst]




[Weihnachtsstimmung oder so bei 35 Grad, yay!]



Melbourne hat Massen über die Ampel gehen. Ist eine große Stadt, so fühlt es sich auch an. Es gibt ein Chinatown & einen Griechen-Distrikt (größte GR-community außerhalb von Griechenland).




Habe geshoppt, einen Hut (habe den anderen verloren) und ne kurze Hose, denn habe keine mit, hab komplett vergessen, dass man bei 35 Grad in Jeans schwitzt. […] Mein Hostel für diese Nacht ist unschön, stinkt, ist ungepflegt & ein bisschen zu interessante Menschen. Bleibe nur eine Nacht. Hey, unglaublicher Sommer hier, habe JETZT SCHON Bräunung. Werd jetzt mal den Lonely Planet studieren. Oh, hab noch keine großen und/oder giftigen Spinnen gesehen.







[Dachte: „Oh! So sehen echte Australier aus. Fehlt nur das Surfbrett." Als sie an mir vorbei gehen, stellt sich heraus, sie sind wohl Spanier.]










Das Southern Cross, meine heimliche Liebe. Dummerweise von australischen Nationalisten offenbar missbraucht, wie ich hören muss.


[Die Botanic Garden Series:]

[Kein Wasser aus Melbournes Löwenmäulern wegen Dürregefahr]


[Aber zum Glück trotzdem Trinkbrünnchen]


[So sieht Verschwendung aus. Aber war nur kurz fürs Foto. Emilias Finger, übrigens.]





[Strecke dich zur Lampe hin]



[Victoria wird gefeiert]



[So auch Edward VII]


[Ein Kookaburra, total australisch, recht groß. Macht „kukuku kakaka“.]


[Bezahlen wir in Deutschland für so ne Blume viel Geld? Steht hier so rum.]




[Springen? Kein Problem.]







[Emilia und ich trafen Super Mario, DEN ECHTEN! Hab ihm gesagt, dass ich ziemlich süchtig war mit 12, aber sei über ihn hinweg. Er hat nichts gesagt.]

Dienstag, 10. November, 12:30 Uhr

Bin weiterhin damit beschäftigt, den Blick in die entgegengesetzte Richtung zu schwenken, wenn ich an einem Plattenladen vorbei komme (viele, viele!!) & erobere die Stadt. Habe Aldi entdeckt (!) und ein großes inneres Dankeschön ausgerufen (billiger Supermarkt). Dann auch, kaum zu glauben, HARIBO. Hab 2 Tüten gekauft, billiger als in D. Mjam mjam! Ein italienisches Ehepaar zeigte mir den Weg zur Bibo (kostenloses Internet), nettes Paar, leben hier, sie mag Haribo und Aldi auch. […]



[Kostenlose Fahrt im Kreis ums Stadtzentrum mit der uralten Straßenbahn, ich sehe mich im Fenster des Gebäudes]



[Fed Square, eigentlich Federation Square, das Herz der Stadt, ein wirklich angenehmer Spot, very artsy.]


Unglaublich. Im Hostel spricht mich jemand an, mit meinem Namen, ich ignoriere das, denn mich kann hier keiner kennen.

Denkste! Das „Connyyyy???“ kommt wieder und ich höre, das sagt eine Deutsche, hört man doch, drehe mich um, und da steht Anne und daneben Claudia, die sich zum Glück noch mal vorstellt, denn ich hab ja keine Ahnung, woher wir uns kennen, geschweige denn, wie ihr Name ist. Und das ist die Claudia vom Christian, DER Christian, dessen Gesicht ich jetzt gern mal sehen würde, während er das liest. Da muss man nach Australien reisen, um eine ehemalige Musik-Kommilitonin ihre mittlerweile Freundin zu treffen, tz tz. Unglaublich, wie gesagt.

Bin jetzt im ACMI (Australian Centre of the Moving Image), mal sehen, ob Nokia heute wieder freie Drinks auf Fed Square vergibt. Treffe mich später mit Luciano, vielleicht fahren wir zusammen nach Sydney.


[Lucianos und mein Fuß neben Qualle, sie waren überall am Strand von St. Kilda]


Donnerstag, 12. November, 17 Uhr




Bin aufm Weg, alleine. 3h von Melbourne entfernt, Yarragon Village, nett hier. Autobahn leider, so anders als zu Hause in Kiwiland. Aber ich genieße die Freiheit. Faktoren (Blogmaterial):

  • Ich tanze während der Fahrt, auf alle (un)mögliche Weise, inkl. Hip Hop
  • Truckerarm (rechts!) [für die Uneingeweihten: das ist der Arm, der brauner ist wegen des Fensters]
  • 110 km/h Höchstgeschwindigkeit (schnell!)
  • Vögel scheinen generell größer als in NZ
  • Kängurus: habe Schild gesehen, ich: kleiner Aufschrei wie Rafiki, der Affe, als er Melone essend „sieht“, dass der König der Löwen noch lebt
  • Mount Baw Baw. MOUNT? Ha! [Das soll ein Berg sein? Ich würde sagen, die Kiwis gewinnen diese Schlacht.]
  • Wieder überall Kriegsmahnmale, wie in NZ, in jedem Nest
  • Schafe! Trockenes gelbgrünes Gras ?? :(
  • Kühe, Kühe, keine Kängus
  • Atomkraftwerke, gleich 2 hier. Bin enttäuscht, als der kleine Breezer den Berg (Spitze) erreicht & ich die Landschaft sehe, MIT Atom [keine Nuklearkraft in Neuseeland]
  • Straßenschilder fast alle wie in NZ
  • McDonald’s, *augenverdreh*. US in Oz. Überall.
  • Lach. Radio (Station heißt Bush Telegraph): „today only 29 degrees in Melbourne“
  • Was machen Kängurus eigentlich den ganzen Tag? Was kann man schon machen auf der Wiese?
  • Mein linker, linker Platz ist leer, ich wünsche mir die Elsa her
  • Auch hier unmissverständliche Aufforderungen zum Pause machen als Fahrer, z.B. „Drousy Drivers Die“
  • Aussie ist ein Sandland
  • Schneemannfiguren und Weihnachtsmänner, stimmt ja, die Weihnachtszeit! Keine Stimmung bei 35 Grad. Was bedeutet den Aussies wohl der Schneemann?










[Wenigstens hatte ich mit meinem eigenen Auto Zeit und Unabhängigkeit, sodass ich auch den Wald erforschen konnte. Habe den für mich genau richtigen Weg gefunden, aber kein Schlagzeug, nur das in meinem Kopf:]



[Angst vor Monsterspinnen, die wohnen im Baum]



[Fühlte mich geehrt, so nah am wildlife gewesen zu sein, es kommt aber noch besser, hehe.]






[Das Dörfchen heißt Eden, ein Paradies, auch nach dem Leben]


[Wombat und Känguru, vereinfachte Darstellung]


Freitag, 13. November, 9:30 Uhr

Freitag der 13.! Sitze vor der Metung Bakery mit einem Café Latte & Apfelpuddingkuchen. Wieder warm heute, paar Wölkchen. Letzte Nacht im Van war kurz. Meine Angst vor Spinnen raubte mir den Schlaf bzw. das Einschlafen, aber hab keine gesehen.

Ein Maori (!) namens Eric hatte mir einen heißen Tipp gegeben, Bootclub mit Klo & Dusche etc. Hm! Dusche war da dann keine, aber egal. Hab dann überlegt, ob es sicher ist, hier zu bleiben, wo ich den doch nicht kenne & hier kein Mensch weit und breit ist & mich hier also keiner hört, und wenn der wiederkommt??? Ach Quatsch.

Als ich dann endlich eingeschlafen bin, hörte ich natürlich neben mir ein Auto parken (aus dem Nichts, auf dem Parkplatz mitten in der Pampa, kein Mensch weit und breit, kein Empfang aufm Handy) & Erics Stimme und noch eine. Ich verbringe eine lange Zeit mit einfach nur Schiss haben und mich anziehen, bereit für die große Verteidigungsschlacht. Blöderweise quietscht der Van, was Eric dazu veranlasst, meinen Namen zu sagen. ALS OB ICH DEM ANTWORTE. Yes, oh hi Eric, so good to see you again. At 1a.m. in the middle of nowhere with your friend who is also drunk so how are you gonna kill me please make it quick. Bloody idiot.

Zwischen mir und dem Fahrersitz ein Gitter aus Metall, befestigt mit etwa 10 Schrauben. Kein Schraubenzieher hier. 2 Männer auf der Fahrertürseite, die sich eine Dreiviertelstunde lang unterhalten. Ich schmiede einen Plan und nötige mich dazu, ihn dann durchzuziehen. Durch die Rolltür, Riegel zu, Rolltür zu, Beifahrertür auf, rein, Riegel zu, los. Hab gezittert beim Gedanken daran, was schief gehen kann und wie schnell die eventuell auf meiner Seite sind.

Da war ich aber nun, auf dem Fahrersitz, den Schlüssel in der Zündung drehend. Eric gestikulierte kreisend, ich solle das Fenster runterleiern. Ich öffnete es einen Spalt und sah in das fragende besoffene Gesicht. In meiner Rage schaffte ich es, höflich zu bleiben – zunächst – und sagte: „What??? I’m trying to sleep here.“ (dachte: „don’t kill me, don’t kill me“). Eric forderte meine Rage und all mein Schimpfwortpotential heraus, als er an mein Fenster kommt. Ich muss nicht nett ausgesehen haben, als ich F*** OFF rief und die quietschenden Reifen mein Gedicht begleiteten.

Mein Van und ich fanden Protektion auf einer Wiese versteckt hinter Bäumen bei einem Motel; die Wiese war tiefer gelegt, sozusagen. Ich war so müde. Ich dachte noch, wenn es nachts regnet, komm ich früh nich den Hügel hoch, weil ich im Schlamm stecke.

Gegen 2 träume ich von Ngarie, interessanterweise besuche ich mit ihr SIE und ihren Mann. Wache auf. Höre ich es tröpfeln? Nee. Plötzlich gießt es wie aus Eimern. Ich sage nur „Shit, shit, shit“ und renne in Unterwäsche (sehr warme Nächte) raus, dieselbe Prozedur wie vorher. Parke vor dem Motel, auf Beton, die Straße 10 Meter von mir. Eric wird ja nun wohl pennen.


Sonnabend, 14. November, 11 Uhr

Ines! Happy Birthday!! Bin in Gerringong auf Great Pacific Highway, seit 2,5 h unterwegs, endlich Kaffee. Das Auto muss um 3 in Sydney sein, sonst Strafe.

[Papageien frühstücken mit mir]


Hab gestern Abend Kängurus gesehen, habe in Pebbly Beach übernachtet, in einem Park. Kein Foto, zu dunkel, aber so cool, sie zu sehen und quasi fast anfassen zu können. Die springen so gut!


[Pebbly Beach, südlich von Sydney, aber weiiiit davon weg.]



[Trockener Regenwald in Südostaustralien, mit Gepalm]



[Termiten-Genagtes]



[Habe mich für dieses Foto und die anderen der Serie in unnütze, oder besser gesagt, übertriebene Gefahr gebracht]



[Café Latte in Gerringong]


[Nach etwa 1500km und 2,5 Tagen (nach Melbourne) erreiche ich Sydney.]


Sonntag, 15. November, 0 Uhr


Sydney. Dreckig, voll mit Menschen, aber gay capital of Australia, wie aufregend. Herrlich, wie ich die ganze Zeit mit KT Tunstall im Ohr lächelnd durch die Straßen ging. Ganz viele Menschen haben zurückgelächelt. Trotzdem – Sydney scheint mir ein Loch voller Müll und Dreck. Und, vor allem, deprimierend, wie viele obdachlose Menschen hier sind. Ach, und Taxis. Taxis ohne Ende.

[Zum Thema "Gay Capital": Was man so fotografiert auf Oxford Street, wie "in-your-face", diese Straße:]



[The Exchange Hotel, einer von unzähligen Szene-Läden]




[Ich lach' mich scheckig: Liquor Shop]


23:30 Uhr

I’m sick of Sydney. Sickney. Zu viele Leute, Dreck, überall lassen alle alles fallen, alles Schweine. […]


Montag, 16. November, 11:30

Fühle mich wie Bild-Journalist, aber das muss sein: Ein Herbergenerlebnis.
Sehr schön und sauber in diesem Hostel. Ein Pärchen mit mir und den anderen 5 im Zimmer, natürlich aus Deutschland *augenverdreh*. Er (Toni) will Abendsport treiben, sagt: „Schatz, jetz hilf mir doch mal!“ Irmgard also piept: „Na klar, Schatz.“ (Hier würgte ich unmerklich). Sie setzt sich also auf seine Füße. Und zählt. Eins. Zwei. Drei. … Bis hundertsieben. 107! Push-ups. Oh mann. Sie war sehr beeindruckt, ihr Schatz war so sportlich. So beeindruckt, dass sie von 97 auf 99 ging, aber der Schatz hat es gemerkt und sie berichtigt. […]

13:30 Uhr


Sitze inzwischen auf dem unglaublich bequemen quay in der Nähe des Opernhauses. Das Tori Amos-Ticket ist noch da. Immer noch 140 Dollar. Menschenstrom hier weiterhin bestialisch fast, viele Frauen mit viel Haut und zu viel Brustschau, manche zeigen fast ihre Nippel. Mir ist auch warm, wem nicht? Aber Nippel??? Die Männer jedenfalls, viele haben eine der Brustfrauen neben sich, sind auch alle schick, der Durchschnittsjungermann trägt eine Sonnebrille OHNE Stärke, Turnschuhe, Hosen lässig bis zu den Knien, T-Shirt mit witzigem Aufdruck, eine Tätowierung oder mehr, Basecap oder anderen Hut, Hände in den Hosentaschen, die Daumen gucken raus. Huch! Genau wie ich! […]


[Muss hier mal hinzufügen, dass ich nicht alles außer Oxford St. an Sydney blöd fand. Das Opernhaus und die Harbour Bridge waren schon toll, aber das hab ich nicht aufgeschrieben, stattdessen unzählige Fotos gemacht.]



[Das Opernhaus]





[Dasselbe Opernhaus]




[Harbour Bridge kann Lehne sein]


[Ein Ibis in Hyde Park]


[Opernsängerin beim Proben vorm Opernhaus]


[Flying Foxes im Botanischen Garten. Sie sind eine Plage und fressen die ganzen Bäume. Denkt man gar nicht, die sind doch so niedlich. Ha! Die hängen total rum ey, zu Tausenden!]



[Auf das Bild hab ich 10 Minuten gewartet. Blöden Füchse fliegen nicht oft am Tag.]


[Viele Aborigines machen Straßenmusik in Sydney]


[Bestialisches Krokodil in Sydney Harbour, das Opernhaus im Hintergrund]


15 Uhr

Jetzt sitze ich in der Fähre nach Manly und bemerke, dass mich der Gedanke, gleich nach Manly zu kommen, kaum bewegt. Vielleicht ist eine Woche alleine reisen schon genug, mir fehlt Gesellschaft von bekannten Gesichtern. Treffe mich morgen mit Emilia, die ich in Melbourne im Hostel kennengelernt hab, sie muss mal schnell nach Sydney. Werden Kaffee trinken zusammen, hach, der schmeckt bestimmt gleich viel besser zu zweit.


[Didgeridoo, anyone?]



[Nochmal das Opernhaus, andere Perspektive!]



[Gitarrist Tom Ward auf dem Bürgersteig, ich wollte gar nicht wieder weg.]



[Das Kriegsmahnmal]



[Possums, Müllwühler, hier in Australien geschützt, anders als in Neuseeland, wo man quasi eine Medaille bekommt, wenn man eins überfährt.]



[Save the planet! Australien sagt, „ohne mich” - wie ich gerade in der Zeitung las.]


[Man soll springen vor Brücken!]
















Bendy Em, eine durchaus toughe und nicht schüchterne Performerin am Sydney Harbour, die doch tatsächlich in eine kleine Kiste passt. Nein, das sieht nur so aus, als wäre es einfach. Nicht zu Hause nachmachen.
















Dienstag, 17. November, 15:30 Uhr

[…] Das Hostel von letzter Nacht war die Krönung des schlechten Geschmacks.































Mittwoch, 18. November, 14:30 Uhr

Super. Bin in Australien und das einzig wahre Gefühl, das ich zustande bekomme, ist, dass ich Neuseeland vermisse. […]

[Machte mich am Dienstag dann per Zug auf den Weg nach Newcastle. Dort traf ich meine lieben Couchsurfing-Gastgeber Brenda (60) und Philip (55?), die mich am Mittwoch in einen kleinen Zoo führten. Da sah ich dann folgendes:]


[Koalaaaaaaas! Sind KEINE Bären, sondern Beuteltiere]


[Kängurus und Wallabies und Wallaroos und all die anderen Subgruppen]


[Ein Lorikeet]


[Oh, noch mehr Koalas]


[Ein Wombat, müsste eigentlich schlafen um diese Zeit]


Nach Newcastle ging es weiter nach Coffs Harbour, eine Nacht und eine halbe im Hostel. Mein Zug ging nachts um eins, konnte aber zum Glück noch im Hostel bleiben, obwohl ich schon ausgecheckt hatte. Danny (Kanada) und ich guckten zum Zeitvertreib nen Film, dummerweise Horror, wie sich dann rausstellte. „Hostel“. Bin dann alleine zum Bahnhof gelaufen. Waaah.



[Coffs Harbour, Friedhof]



[Mangrovenwald, Schnorchel]



Donnerstag, 19. November, 12 Uhr

Höre Musik, unterbrochen nur von Schlaf. Träfe gerne bald jemanden, der so Musik hört wie ich, mit Leib und Seele. Jeder Ton hat immense Bedeutung. Frage mich oft, was die anderen Menschen so hören mit ihren mp3-Playern. Würde am liebsten einfach mal tauschen.

Walkman auf Zufallswiedergabe, noch 1237 Songs nach diesem, aber K’s Choice kommt oft, Zufall? Ich lächle bei dem Gedanken daran, was mir diese Musik bedeutet und welch ungeahnte Bedeutungsverschiebung sie erreicht hat in diesem Jahr. Von „klingt schön“ zu „ich bringe mich um, wenn die Batterie alle ist & ich es nicht mehr hören kann“ zu „We will be winners, Conny“ (sagte Nathali) zu „ach, vor ein paar Monaten hab ich noch geheult hier“ zu „ein Meisterwerk der Songschreibekunst“ etc. Ich kann mich nicht satt hören und höre die gleiche Qualität jedes Mal, Sarah Bettens ist ein Genie, und ihre Stimme auch, möchte heulen ob der Schönheit. […]


Montag, 23. November, 14:30 Uhr

Warte auf Boarding. Die letzten Tage waren die schönsten, dank der Menschen, die ich getroffen hab, und der Tiere. Tweed Heads brachte mir Brenda und Michael, die ich wirklich gerne in Deutschland als Couchsurfer begrüßen würde. Nur eine Nacht, aber viele angenehmen Gespräche & viel guter Geschmack & interessanter kultureller Austausch. Mann, und WAS FÜR’N HAUS!

Australier essen wie Neuseeländer, auf britische Art, die Gabel nach unten gerichtet schiebe man das Essen mit dem Messer darauf, Erbsen zum Beispiel werden zwischen die Gabelzähne (?) gedrückt, dann kommt die Gabel verkehrt herum in den Mund (ich finde das etwas uneffektiv und das wird auch bestätigt, jedes Mal, wenn das ganze Zeug von der Gabel fällt, hat ja auch keinen Halt, wie auch... Der Lonely Planet sagt mir, Amerikanern wird es verziehen, wenn sie die Gabel als Schaufel benutzen. Ähem. So wie ich und hoffentlich 82 Millionen weitere Deutsche minus derer, die aus anderen Kulturkreisen kommen. Oh, und die Lichtschalter sind einheitlich und genau wie in Neuseeland.

[Hier also Tweed Heads:]






[Brenda und ich auf der Grenze zwischen New South Wales und Queensland, es gibt eine Stunde Zeitunterschied, dank Sommerzeit in dem einen, nicht aber in dem anderen Staat. Deshalb konnten wir so gegen 1 losfahren, damit ich meinen Zug um 1 in Coolangatta kriegte.]



[Gecko an der Hauswand von Brenda und Michael]


[Brenda sagte: „Was, du warst noch nicht in Byron Bay?“ Und da waren wir auch schon im Auto auf dem Weg dorthin.]




[Berühmt: Der Leuchtturm von Byron Bay]



Mittagessen: Ein Pie, Pastetchen quasi. Die Aussies zeigten mir dann auch die einzig wahre Art, ihn zu essen bzw. den Ketchup aufzutragen.



Brenda gab mir dann ne Tour durch ihren Garten:



[Mangobaum]


[Litschies]


[Cane Toad. Sind sehr giftig und eine Plage und es ist sozusagen ein Volkssport, neue kreative Wege der Tötung zu finden. Ganz beliebt: Als Golfball benutzen.]




[Ich war ganz entzückt von Tweed Heads]












[Brenda und ich im Ozean bzw. Tasmanische See, gar nicht kalt. Da ganz weit hinten ist Neuseeland.]



[mit Brenda und Michael, wir haben ja dank Zeitverschiebung Zeit für einen Kaffee.]


Habe (später, in Brisbane) Koalas gesehen, stundenlang beobachtet und mich mit ihnen UNTERhalten und sie GEhalten.




[Shake hands, dude]




[Das ist Sumo, der schwerste der Koalas in Brisbane, 9 kg.]

Kängus – auch wir hatten Spaß.






[Emu]












[Habe auch ein Kroko gesehen. Zum Glück, sonst hätte ich da bleiben müssen. Kann doch nicht nach Australien gehen und KEIN Krokodil sehen!]






Dann, auf dem Weg nach Brisbane am Samstag im Zug, traf ich Darryl.
Ein Mann, der Kopfhörer benutzt wie ich, singt leise mit und ich sehe, wie er seine Musik verschlingt. Schreibe ihm einen Zettel:

„Feel like surprise music exchange for one song?“

Er grinst und nickt enthusiastisch. Ich gebe ihm “All my senses”, weil bei diesem Song die Musik keinen Umweg zum Ohr geht, er ist einfach da und man liebt ihn, weil die Melodie so rein ist und so originell und man will sich reinlegen, und die lyrics schmelzen sich dazu. Er gibt mir seinen Discman (!) und das Booklet von The Panics – Cruel Guards und wählt Lied Nummer 4 für mich, „Don’t fight it“. Während wir hören, grinsen wir uns immer mal an, beides eine gute Wahl. Nachher reden wir und hören nicht auf, bis ich aussteigen muss, eine Stunde später. Oft starren sich vier große Augen an, weil sie nicht fassen können, was man alles gemeinsam hat. „I live in New Zealand“ – „I’m a Kiwi!“; „I live in Christchurch“ – es stellt sich heraus, dass er die letzten 6 Jahre auch da gelebt hat, da sogar geboren wurde und erst neulich an Australiens Ostküste gezogen ist.

Das war schon ein großer Zufall, aber dann ging es um Musik. Ich schreib mal nur Stichworte und man stelle sich die vier großen Augen dazu vor. Britpop (der erste, den ich dieses Jahr treffe, der überhaupt weiß, was das ist). Oasis (no way!!!). Radiohead. Aber nur die Frühphase (wie ich!). Pablo Honey is a revelation. Lieblingssong? „Fake plastic trees”. Ocean Colour Scene. etc.pp.

Einfach mal mutig sein und nem Fremden im Zug nen Zettel schreiben. Man könnte seinen Soulmate treffen.




[Und NEIN, sowas wie ZUVIELE Bilder von Koalas gibt es nicht]